Literaturdatenbank

Detailbeschreibung

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historische
Forschung

Warsitzka, Wilfried (2016):
Woher ich komme, niemand soll's erfahren! Das Rätsel der Dunkelgräfin zu Eishausen.
Tauchaer Verlag - Taucha


Inhalt
Seit der Bekanntgabe der Ergebnisse aus der DNA-Untersuchung von 2014, nach denen es sich bei der Dunkelgräfin nicht um Madame Royale handelte, war es recht ruhig um das Thema. Offenbar wagte es kein Schriftsteller oder Forscher mehr, über die Dunkelgräfin etwas zu veröffentlichen. Mit dem Buch von Wilfried Warsitzka hat diese Stille jetzt erfreulicherweise ein Ende gefunden. Warsitzka beschreibt auf 144 Seiten die Thematik um die Dunkelgräfin.

 

Der Autor fasst sehr gut zusammen, was Forscher vor ihm nach mühsamer Arbeit, wie er selbst schreibt, zusammengetragen haben. Leider weiß man nicht immer, woher seine Angaben stammen, denn die Veröffentlichung verzichtet auf Fußnoten und einzelne Quellenangaben. Dies ist bedauerlich, denn Warsitzka hat offenbar doch einige neue Dinge entdeckt. Zwar hat er ein ausführliches Literaturverzeichnis erstellt, aber es hat den Anschein, dass er auch Originaldokumente genutzt und vielleicht auch in Archiven recherchiert hat. Dies ist sehr lobenswert, denn bis jetzt hat es in der Forschung an derartigen Recherchen gefehlt, weil man nicht wusste, "wo man suchen sollte". Außer gründlichen historischen Kenntnissen und entsprechenden Untersuchungsmethoden braucht man vor allem Findigkeit - und die hat Warsitzka in großem Maße. Er demontiert sorgfältig die Vertauschungsthese, was nach den Ereignissen von 2014 nicht sehr schwierig ist. Er behandelt auch die Schwedische Gräfin, einen ähnlichen Fall wie der der Dunkelgräfin. Dabei schreibt er, dass der Schriftsteller Crusenstolpe die Schwedische Gräfin für die Dunkelgräfin hielt, ohne aber nähere Angaben zu machen. Auch das ist schade, denn in Schweden aber auch in Deutschland gibt es einige Veröffentlichungen zum Thema, die sehr aufschlussreich sein könnten.

 

Die Aufzählung der Exzentriker aus dem englischen Sprachgebiet und die Erklärung des absonderlichen Verhaltens des Herrn Vavel und seiner Gefährtin überzeugen hingegen nicht. Ist ein Zusammenleben mit einer bürgerlichen Frau eine Erklärung für ein Eremitenleben von mehr als 30 Jahren, obwohl van der Valck selbst nicht dem Adel angehörte? Sind Migräneanfälle und Lichtallergie eine Erklärung für das Verhalten der Dame? War sie nicht eher menschenscheu durch Ereignisse, die sie in der Jugendzeit erlebte und die bei der Skelettuntersuchung von 2014 nachgewiesen werden konnten? Waren Baldrian und Bibergeil nicht eher Medikamente, um die Beschwerden der Mundabszesse zu lindern?

 

Im Volksglauben erscheint mancher Sonderling als Prinz, ohne dass er es ist. Der Bürger van der Valck ließ sich einen adligen Titel sehr gut gefallen. Außer seiner Familie schrieb man an den "Herrn Baron" oder den "Grafen Vavel". Er selbst war stolz auf seine adlige Abstammung, obwohl der Adelsbrief seiner Vorfahren eine Fälschung aus dem 17. Jahrhundert war. Warsitzka meint, van der Valck wollte sich von seiner Familie durch Abänderung des Wappens von ihr unterscheiden. Das stimmt aber nicht, denn es gab viele Varianten des Wappens, die von der Familie van der Valcks benutzt wurden. Van der Valck war dabei keine Ausnahme.

 

Warsitzka hat ein sehr lesenswertes Buch geschrieben, wobei er scharfsinnig und findig die "feststehenden Tatsachen" um die Dunkelgräfin untersucht, um schließlich zu entdecken, dass mancher Fakt nur Vermutung oder Aussage aus dritter Hand ist und damit völlig unbrauchbar für seriöse historische Forschung.

Verlagstext
"Woher ich komme, niemand soll's erfahren". Das lässt Goethe in seinem Drama "Die natürliche Tochter" die lange Zeit im Verborgenen gelebte Eugenie sagen. Vielleicht dachte die Dunkelgräfin ebenso. Auch der Autor kann die rätselhaften Vorgänge in Hildburghausen und Eishausen nicht endgültig auflösen. Sein Verdienst ist es freilich, die wichtigsten Quellen vom 19. Jahrhundert bis in die allerjüngste Zeit hinein ausgewertet zu haben, die sich der immer noch geheimnisvollen Unbekannten annehmen. Mit dem spannenden Report gibt er vielfältige Denkanstöße. Doch er vermeidet es bewusst, die eine oder andere Spur zu favorisieren. Das soll dem interessierten Leser vorbehalten sein …

© Interessenkreis Dunkelgräfin